
Affekt und Inszenierung – Die Kultur des Barock - SoSe 2020
Sprach noch Jacob Burckhardt vom Barock als einem “verwilderten Dialekt” der Renaissance, so wurden im 20. Jahrhundert seine besonderen Eigenschaften beschrieben. Das lag auch daran, dass manche Aspekte der dynamischen Welt des Barocks der Moderne als wahlverwandt erschienen – der Barock wurde also in unserer Epoche gleichsam neu entdeckt. Im Seminar sollen zunächst die einzelnen Künste durchgegangen werden. In der Architektur kommt es zu gewagten Kurvaturen in Grund- und Aufrissen; schon die römischen Bauten Berninis und Borrominis zeigen dabei in ihrer ganzen Erscheinung raffinierte Strategien der Affektsteuerung. Die Skulptur kennt bis ins Ekstatische reichende Gestaltungen. In der Malerei entwickelt Caravaggio einen dramatischen Helldunkelstil, während Rembrandt eine neue Dimension des Menschenbildes erschließt. Weiter werden nicht nur Gärten, sondern auch Feste und Feuerwerke zu integralen Bestandteilen der Kunst der Zeit. Aus heutiger Sicht ist am Barock vielleicht besonders der Aspekt der Inszenierung interessant; Peter Burke etwa sah speziell auf diesem Gebiet vielfältige Parallelen zur Gegenwart.
Literatur: Dietrich Erben, Die Kunst des Barock, München 2008
Leistungsnachweise: Referat und Hausarbeit
Sprache: Deutsch
- Teacher: Asendorf Christoph
- Teacher: Kunst Kuwi

Age of Transformation: Economic and Social Change in East Central Europe after 1989 - SoSe 2020
The fall of communism in Eastern Europe in 1989 has been much more than a major break in political history. Besides experiences of revolution and political freedom, it brought about deep economic and social changes that left noticeable marks in the everyday life of anyone living in the region. This seminar approaches the post-socialist transformation period not as the beginning of our present world, as it is usual in social sciences, but sets out to develop a genuinely historical perspective. This implies to acknowledge the transformation period as a distinct age characterised by its own time-specific horizons of expectation, without forgetting about its long-lasting, ambivalent consequences that are felt to date. The course focusses mainly on developments in Poland and East Germany, but aims to integrate local, regional, and national experiences into transnational and global perspectives. By exploring different kinds of sources, such as archival documents, contemporary press, oral history interviews or television programmes, it offers an introduction into both the social history of those years and more general questions central to contemporary history: What is it that makes recent past history? And how are historians equipped to approach it?
- Dozent: Peters Florian

Begleitseminar zur "Einführung in die Literaturwissenschaften" (anhand der Texte von Paul Celan) - SoSe 2020
Das Seminar begleitet die obligatorische Vorlesung "Einführung in die Literaturwissenschaft".
- Teacher: Werberger Annette

Bilderwelten der 1920er Jahre - SoSe 2020
Im Nachgang zu den vielfältigen Jubiläen der letzten Jahre in Bezug zur Weimarer Republik und den 1920er Jahren, von der Erinnerung an die Novemberrevolution bis zum globalen Bauhausjahr, möchte dieses bildwissenschaftliche Seminar neue Perspektiven und Erkenntnisse der Forschung einbinden. Ziel des Seminars ist daher eine breitere, quellenbasierte Kontextualisierung dieser Periode und ihrer visuellen Kultur, deren nachträgliche Fokussierung auf die sogenannten „Goldenen Jahre“ auch einen lebendigen popkulturellen Mythos geschaffen hat. Durch die Analyse diverser gesellschaftlicher wie künstlerischer Strömungen treten die progressiven Entwicklungen der 1920er Jahre hervor, werden aber auch ihre Brüche und Konflikte besser verständlich. Dabei werden immer wieder produktive kulturhistorische Verbindungen zwischen künstlerischen Medien wie Literatur, Kunst, Fotografie und Film und der Alltagskultur hergestellt werden. Der Iconic Turn veränderte dabei Wahrnehmungsmuster, mediale Strukturen und künstlerische Ausdrucksformen nachhaltig und schuf einzigartige Bilderwelten, die bis heute nachwirken. Auch die späte Anerkennung der Forschung für die zum Teil bahnbrechenden Beiträge von Frauen, in der Gesellschaft wie den künstlerischen Avantgardebewegungen, wird im Rahmen des Seminars thematisiert werden.
Literatur: Kurztitel & Auswahl Andriopoulos: 1929 - Beiträge zur Archäologie der Medien, Frankfurt/ Main 2002. Balasz: Der sichtbare Mensch oder die Kultur des Films, Frankfurt/ Main 2001. Gumbrecht: 1926 - Ein Jahr am Rande der Zeit, Frankfurt/ Main 2013. Pfeiffer (Hg.): Glanz und Elend in der Weimarer Republik, Ausstellungskatalog, München 2017. Müller: Bauhaus-Frauen – Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design, Berlin 2019. Döblin: Berlin Alexanderplatz, Frankfurt/ Main 2015. Dietze, Dornhof (Hg.): Metropolenzauber - sexuelle Moderne und urbaner Wahn, Wien 2014. Büttner: Weimar – Die überforderte Republik, Stuttgart 2008. Chiquet: Fake Fotos. John Heartfields Fotomontagen in populären Illustrierten, Bielefeld 2018. Kracauer: Das Ornament der Masse – Essays, Frankfurt/ Main 1963. Osten (Hg.): bauhaus imaginista, Zürich 2019.
- Teacher: Vowe Lilja-Ruben

Die unsichtbare Minderheit: Geschichte der Polen in Deutschland vom Kaiserreich bis zur Gegenwart -SoSe2020
Im Jahr 2020 bildet die polnische Minderheit in der Bundesrepublik nach der türkischen Community die zweitgrößte Zuwanderergruppe. Die Anfänge dieser Migrationsbewegung liegen im deutschen Kaiserreich. Im Zuge der Industrialisierung gelangte im späten 19. Jahrhundert eine große Zahl polnischer Arbeitsmigranten in den Westen Deutschlands. Die sogenannten Ruhrpolen stehen in diesem kulturgeschichtlichen Seminar am Beginn unserer Beschäftigung mit der polnischen Zuwanderung nach Deutschland im Zeitraum von 1871 bis 2020. In dieser Periode zogen Polinnen und Polen aus ganz unterschiedlichen Gründen nach Deutschland. Viele suchten nach besseren Arbeits- und Lebensbedingungen für sich und ihre Familie, andere suchten Schutz vor politischer Verfolgung und wieder andere wurden gegen ihren Willen während des Zweiten Weltkrieges von den Deutschen nach Westen verschleppt. Im Seminar wollen wir der Frage nachgehen, von welchen Motiven die Zuwanderung geprägt war und wie die Einheimischen auf die Polinnen und Polen reagierten. Ob sie tatsächlich als Unsichtbare (Peter Oliver Loew) bezeichnet werden können, wollen wir dabei stets erneut fragen.
- Teacher: Nesselrodt Markus

Bruno Latour: Ein Einführungs- und Lektüreseminar - SoSe 2020
Eine Moderne, die eigentlich nie modern gewesen ist? Ein Parlament der Dinge, das auch Tieren und Pflanzen Gehör verschafft? Eine Soziologie ohne Objekt? Ein konstruktivistischer Ansatz, der auch materiellen Alltagsdingen eine Handlungsmacht unterstellt?
Mit maßgeblichen Beiträgen zu einer philosophisch wie ethnografisch ausgerichteten Wissenschafts- und Technikforschung der science and technology studies (STS), dem Konzept einer Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) für die Soziologie, seinen aktuellen, der französischen Anthropologie folgendem kollaborativen Großprojekt zu den Existenzweisen der Modernen, der an seine frühe Arbeit Wir sind nie modern gewesen anschließt und seinen Arbeiten zur politischen Ökologie im geologischen Zeitalter des Anthropozäns ist Latour international wie auch für die deutschsprachige Soziologie zu einem wichtigen Referenzautor geworden.
Das Seminar bietet eine systematische Einführung in die soziologischen Aspekte von Bruno Latour, begonnen mit seinen frühen Laborstudien in den 1970er Jahren, seine Angebote einer neuen Soziologie der Akteur-Netzwerke bis hin zu seinem Großprojekt der Existenzweisen und seinen Entwürfen einer politischen Ökologie. Gemeinsam erarbeiten wir uns anhand von Primärtexten Grundbegriffe von Latours Denken und besprechen diese vor allem in Hinblick auf Aktualität und Rezeption in der deutschsprachigen Soziologie und Sozialtheorie. Zugleich wollen wir die praktische Umsetzbarkeit entlang von Fallbeipielen ebenso wie die ungewöhnliche Form diskutieren, die Latours Arbeiten annehmen.
Teilnahmevorraussetzungen:
Freude an und Bereitschaft zur Lektüre innovativer Theoriekonzeptionen, ihrem gedanklichen Nachvollzug und die Anbindung an das Alltagsleben.
Literatur:
Bruno Latour: Wir sind nie modern gewesen. Versuch einer symmetrischen Anthropologie, Berlin: Akademie-Verlag 1995.
Latour, B. (2001). Das Parlament der Dinge. Für eine politische Ökologie. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Latour, B. (2001). Eine Soziologie ohne Objekt?. Berliner Journal für Soziologie, 11(2), 237-252.
Latour, B. (2014). Existenzweisen: Eine Anthropologie der Modernen. Suhrkamp Verlag.
Gertenbach, L., & Laux, H. (2018). Zur Aktualität von Bruno Latour: Einführung in sein Werk. Springer-Verlag.
- Teacher: Felscher Daniel

Deutsch-jüdische Literatur und Kultur im NS-Deutschland (1933-1938) - SoSe 2020
Der Nazismus hatte erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung der deutschsprachigen Literatur. Die Gründung der Reichskulturkammer stellte das Kulturschaffen in Deutschland insgesamt unter staatliche Kontrolle und beendete den demokratischen Pluralismus in Kunst und Kultur wie er die Weimarer Republik auszeichnete. Das Seminar wendet sich mit der NS-Literaturpolitik einem Aspekt der NS-Kulturpolitik zu und fragt nach den Biographien und Werken jüdischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die auch nach 1933 noch in Deutschland tätig waren.
- Teacher: Dietrich Christian

Die Erben des Doppeladlers. Geschichte Ostmitteleuropas in der Zwischenkriegszeit - SoSe 2020
Mit der formalen Annexion Bosniens im Jahre 1908 betrieb die Habsburgermonarchie die letzte, verhängnisvolle Expansion ihres Territoriums, zehn Jahre später existierte das Vielvölkerreich nicht mehr. An seine Stelle traten kleinere, national oftmals nicht minder heterogene Staaten, die sich mühsam in der neuen politischen und ökonomischen Ordnung der Zwischenkriegszeit etablierten. Hierbei blieb in vielen Fällen die Idee des nachgeholten Nationalstaates Leitbild und Ideal; mithin kennzeichneten erhebliche Minderheitenprobleme diesen Teil Europas bis nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Vorlesung soll einen Überblick über diesen wichtigen Teil der Geschichte Ostmitteleuropas bieten, wobei allgemeineuropäische und globale Entwicklungen – etwa die Entstehung von Faschismus und Nationalsozialismus oder die Weltwirtschaftskrise von 1929 – angemessene, auf den Untersuchungsgegenstand angewandte Berücksichtigung finden werden.
- Teacher: Benecke Werner

Die Natur im Anthropozän - SoSe 2020
Die Diagnose, dass wir uns in einem neuen Zeitalter befinden, das ganz wesentlich durch die Spezies Mensch geprägt ist, hat in den Kulturwissenschaften zu der spannenden Forderung geführt, dass die Menschheit ihr Verhältnis zur Natur neu zu denken habe: Natur und Kultur sollen nicht mehr wie bisher unterschieden werden. Kultur soll nicht mehr das Andere der Natur sein, der Dualismus aufgehoben werden. Eine nähere Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Debatte zeigt allerdings eine enorme Verunsicherung hinsichtlich der Frage, was das eigentlich ist: die „Natur“. Ist Natur Inbegriff all dessen, was ist? Und was „gibt“ es alles? Oder ist Natur nichts anderes als eine historische Kategorie, die wir vielleicht auch ganz anders denken können? Der Antiessentialismus und Konstruktivismus der vergangenen Jahrzehnte wird angesichts der behaupteten Objektivität der Naturgefährdung und -zerstörung gegenwärtig neu verhandelt. Im Seminar sollen v. a. die Zusammenhänge von ästhetischen und ontologischen Perspektiven auf die Natur behandelt werden: Was machen wir, wenn wir die Erfahrung der Natur machen? Erfahren wir etwas, das es „wirklich“ gibt oder handelt es sich bei unseren Naturerfahrungen nur um individuelle oder kulturelle Projektionen? Wenn wir in der Naturerfahrung etwas erfahren, das „wirklich“ ist, was ist dann dieses „Wirkliche“? Es wird u. a. um die Konjunktur des „Nature writing“ und die neue Ontologie der Natur gehen, in der alles Lebendige und Nichtlebendige verbunden sein soll (Emanuele Coccia).
- Teacher: Schlossberger Matthias

Einführung in die Familien- und Ahnenforschung in Polen - SoSe 2020
Der Zweck dieser Veranstaltung ist es, Studierende mit modernen Methoden der Ahnen- und Familienforschung vertraut zu machen. Genealogie als Disziplin der historischen Hilfswissenshaften dient nicht nur der Erforschung der eigenen familiären Verhältnissen; sie ist ebenso nützlich bei jeglichen kulturgeschichtlichen und soziologischen Forschungsvorhaben u.a. in den Bereichen Migration, Berufsgeschichte, Heimatsgeschichte, Demographie, Krankheiten und Sterblichkeit u.v.a. hinzielen. Die an sich sehr spannende und bereichernde Erforschung der Abstammung eigener Vorfahren bildet somit einen guten Einstieg in weitere Forschungsprojekte. Im Seminar wird Studierenden die Fähigkeit beigebracht, sich mit der Ahnen- und Familienforschung methodisch zu befassen, und zwar beginnend von der Befragung eigener Familienmitglieder und einer Analyse der sich in Familienbestand befindenden Unterlagen (Urkunden, Briefe, Familienbücher, Familienfotos, Ahnenpässe usw.), über eine möglichst effektive Recherche in zahlreichen genealogischen Internetsuchmaschinen und Nutzung von Genealogieprogrammen bis hin zur Recherche in kirchlichen und standesamtlichen Archivbeständen. Studierende werden in ihrer eigenen Suche sowie in der Erstellung von eigenen Stammbäumen begleitet und unterstützt. Aufgrund der kostenlosen Online-Zugänglichkeit vieler Geburts-, Ehe- und Sterbeurkunden sowie der geringen (und in vielen Fällen vermeidbaren) Kosten der Archivrecherche ist die Ahnenforschung in Polen ziemlich unkompliziert. Das Seminar richtet sich daher insbesondere an Studierende, deren Vorfahren aus den heutigen Gebieten Polens stammen.
- Teacher: Heine Margit
- Teacher: Parowicz Izabella

Einführung in die Geschlechterforschung - SoSe 2020
Montag, 14:15-15:45 Uhr
Raum: GD 206
BA-Seminar: Vergleichende Sozialwissenschaften-Einführung
6 ECTS
In diesem BA Seminar stellen wir uns die Frage, was Geschlechterforschung ist, womit sie sich beschäftigt und welchen Beitrag sie zur Untersuchung sozialer Ungleichheit und Diskriminierung leistet. Diesbezüglich werden wir uns in einer gemeinsamen Lektüre mit Grundbegriffen und Grundlagentexten der Frauen- und Geschlechterforschung aber auch der Queer Studies auseinandersetzen. Hierbei wird die Entwicklungslinie der Geschlechterforschung von ihrem Anfang in der Frauenforschung bis hin zu der gegenwärtigen Vielfalt der Geschlechter- und Sexualitätstheorien herausgearbeitet.
- Teacher: Müller Charlotte

Einführung in die Kulturgeschichte - SoSe 2020
Kulturgeschichte setzt dort ein, wo menschliche Lebens- und Handlungsformen in den Blickpunkt geraten und die Arten, wie sich Menschen in der Welt orientieren. Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Entwicklung unterschiedlicher kulturgeschichtlicher Ansätze und Forschungsfelder. Ausgehend von einer systematischen Reflexion auf den Begriff der Kultur erörtert sie zum einen die Geschichte kulturhistorischer Theorien und Methoden seit der Wende zum 20. Jahrhundert, in deren Mittelpunkt historische Deutungen und symbolische Repräsentationen von Wirklichkeit stehen: Diskurse und kulturelle Praktiken, die nicht allein in Texten aufgespürt werden können, sondern auch in Bildern, Klängen und materiellen Dingen. Zum anderen führt die Vorlesung in zentrale thematische Schwerpunkte und Gegenstände kulturgeschichtlichen Arbeitens ein. Zu ihnen gehören Formen und Entstehungsprozesse religiösen, philosophischen, wissenschaftlichen und alltäglichen Wissens, zu ihnen gehören körper- und geschlechtergeschichtliche Fragen und historische Veränderungen im Umgang mit der Natur, zu ihnen gehört die Geschichte gewaltsamer Konflikte und interkultureller Austauschprozesse, und zu ihnen gehören historische Vorstellungen von Raum und Zeit und die kulturgeschichtlichen Dimensionen von Erinnerung und Gedächtnis. Die Veranstaltung wird durch ein Fachtutorium begleitet.
- Teacher: Baehr Andreas