
Friedrich Nietzsche: Werk und Wirkung - SoSe 2020
Nietzsche polarisiert: Es gibt kaum ein großes Thema der modernen Philosophie, das nicht durch Nietzsche geprägt wurde und kaum ein Motiv der Modernekritik, das nicht von Nietzsche ins Spiel gebracht wurde. Nietzsche ist der große Historisierer und zugleich ein scharfer Kritiker des Historismus. Nietzsche polemisiert gegen Autonomie und Subjektivität des modernen Subjekts, hat aber selbst einen sehr starken Subjektbegriff (das souveräne Individuum). Nietzsche will die abendländische Metaphysik überwinden und ist zugleich der große Metaphysiker des Lebens (und des Willens zur Macht). Gegenstand des Seminars sind also die großen Themen Nietzsches: Erkenntnistheorie und Metaphysik, Historismuskritik und Genealogie. Gelesen werden u. a. Ausschnitte aus: „Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben“, die „Fröhliche Wissenschaft“, „Zur Genealogie der Moral“ und Teile aus dem Nachlass, die im Umkreis des Buchprojekts „der Wille zur Macht“ entstanden sind. Es wird auch darum gehen, wer wie auf Nietzsche gewirkt hat und wie unterschiedlich Nietzsche rezipiert wurde: in Literatur, Philosophie, Soziologie und in der Sphäre der Politik (Links- und Rechtsnietzscheanismus).
- Teacher: Schlossberger Matthias

Furcht, Fremdheit und Faszination. Europäische Perspektiven auf das Osmanische Reich - SoSe 2020
Seit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen stand die Geschichte der europäischen Frühneuzeit im Zeichen einer "Türkengefahr", die 1683 mit der zweiten Belagerung Wiens durch Großwesir Kara Mustafa Pascha ihren historischen Höhepunkt erreichte. Zugleich markiert der Sieg, den die christliche Verteidigungsallianz hier davontrug, eine Wende und Akzentverschiebung im politischen, militärischen und epistemologischen Verhältnis zu den Osmanen. Zwischen dem 18. und frühen 20. Jahrhundert ist eine Verlagerung von der Furcht zur Faszination zu beobachten, aus der exotisierende Turquerien ebenso hervorgingen wie die Wissenschaft der Orientalistik – jene spezifisch moderne Wissensformation, die Edward Said 1978 in seiner Studie "Orientalism" aus diskurskritischer und postkolonialer Perspektive analysiert hat. In Auseinandersetzung mit Saids epochemachender These verfolgt das Seminar Prozesse christlicher und europäischer Selbstverständigung im Spannungsfeld zwischen Abgrenzung und Annäherung: in den vielschichtigen Bildern vom osmanischen 'Anderen'.
- Teacher: Baehr Andreas

Golem, Cyborg, künstliche Intelligenz: Metamorphosen eines kulturellen Topos in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts - SoSe 2020
Vorstellungen von künstlicher Intelligenz faszinieren den Menschen seit der Antike und werden seit der klassischen Moderne bis in die Gegenwart immer wieder in künstlerischen Produktionen, im Film und in der Literatur behandelt. In ihnen werden die Möglichkeiten und Grenzen der menschlichen Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung thematisch, sie zeugen von den Entwicklungen von Kunst, Wissenschaft und Kultur in ihrer Zeit wie von den Sehnsüchten und Ängsten, die sich mit dem voranschreitenden Prozess der Zivilisation im Blick auf deren Gegenwart und Zukunft verbinden. Ausgehend von Marge Piercys Roman Er, Sie und Es (1991) beschäftigt sich das Seminar an literarischen Texten und filmischen Arbeiten exemplarisch mit der Tradierung und den Transformationen des jüdischen Mythos vom Golem in der Kulturgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts und thematisiert an den Metamorphosen dieses kulturellen Topos gesellschaftliche, kulturelle, ethische und Geschlechterdiskurse in modernen und postmodernen Gesellschaften.
MAL: Vergleichende Literaturgeschichte: Übersetzung Verflechtung – Transkulturalität// MAL: Forschungsmodul// MAL: Wissenskulturen und Künste// MEK/MASS: Wissenskulturen – Wissenschaften, Religionen, Künste// Alle MAs: Optionsmodul „Transdisziplinäre Kulturwissenschaften“
Hinweise zur Veranstaltung: Alle Unterlagen zu diesem Seminar finden Sie ab Anfang des Sommersemesters im LMS "Moodle". Das Zugangswort erfragen Sie bitte bei Frau Elke Lange (elange@europa-uni.de). Zur vorbereitenden Lektüre empfohlen: Marge Piercy: Er, Sie und Es (amer. Ausgabe 1991, dt. Berlin 1993, korr. Ausgabe 2016, wird als Kopie auch in Moodle abgelegt).
Leistungsnachweis: 3/6/9 ECTS (online-Impulsreferate, Essays, Hausarbeiten)
Achtung: Da aufgrund der Vorsorgemaßnahmen wegen des COVID 19 der genaue Semesterablauf (bis einschl. Juli 2020) momentan nicht eindeutig geklärt ist, finden im Seminar zunächst online-Sitzungen, aber auch asynchron zu lösende Aufgaben (Moodle) bzw. auch schriftlich einzureichende Arbeiten und Studierenden-Gruppenchats statt. Der folgende Seminarplan versteht sich in diesem Sinne als vorläufig und wird den jeweils aktuellen Möglichkeiten von Präsenzveranstaltungen jeweils angepasst. Für die Arbeit im Seminar wurde ein Moodle-Kurs eingerichtet. Dass Passwort erfragen Sie bitte mit Ihrer Anmeldung bei Frau Lange. Über die Mailingliste wird dann jeweils über den aktuellen Ablauf des Seminars wie über mögliche online-Zugänge auch für digitale Seminartreffen informiert.
Die digitale Anmeldung zum Seminar über Frau Lange (elange@europa-uni.de) sollte bis zum 14.4.2020 erfolgen!
- Teacher: Schoor Kerstin

Grenzziehungen - Perspektiven der Queer Studies - SoSe 2020
Montag, 16:15-17:45 Uhr
Raum: GD 202
MA-Seminar: MEK, MAKS, KGMOE, Optionsmodul: Transdisziplinäre Kulturwissenschaften; MASS, Optionsmodul: Transdisziplinäre Kulturwissenschaften, Wahlmodul: Gender Studies und Queer Theory
3/6/9 ECTS
Inhalt:
Ausgehend von der historischen und kulturellen Wandelbarkeit von Sexualität und Geschlecht befassen wir uns mit der Emergenz von Sexualpolitik und geschlechtlichen Identitäten in der europäischen und imperialen Moderne, mit der Entstehung sozialer Bewegungen, sowie mit der Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit und Sexualität im Kontext queerer Kritiken. Intersektionale Aspekte der Verschränkung von Ungleichheits- und Diversitätsdimensionen wie ‚Rasse‘, Klasse, Geschlecht und sexuelle Orientierung werden im Seminar durchgehend thematisiert, sowie hinsichtlich ihrer transnationalen Gültigkeit hinterfragt.
Leistungsnachweis:
Angesichts der aktuellen Lage und der Umstellung auf Online Lehre müssen sich unsere Formen des gemeinsamen Arbeitens ändern. Alle Teilnehmenden werden zur gemeinsamen Lektüre und/oder zum Filmmaterial schriftlich Fragen bzw. Aufgabenstellungen bearbeiten (2-3 Seiten, Schriftgröße 12 zu jeder Sitzung). Diese sind bis jeweils Freitag, 13 Uhr vor der kommenden Sitzung von allen Teilnehmenden hochzuladen, und die Beiträge der anderen bis zur Sitzung selbst zu lesen/reflektieren.

Kulturtheorien: Klassische und neuere französische Ansätze - SoSe 2020
Das Seminar dreht sich um die französischen kultursoziologischen Ansätze, die den „cultural turn“ der soziologischen Theorie vorbereiten respektive diesen durchführen. Ausgangspunkt ist Émile Durkheims und Marcel Mauss‘ soziologische Theorie, als eine, die die symbolischen und affektiven Dimensionen jeglicher kollektiver Existenz betont. Von hier aus werden strukturalistische und poststrukturalistische; neostrukturalistische und postfundamentalistische Ansätze gelesen und diskutiert - in deren Weiterfürhung, Korrektur und Otimierung der klassischen Ansätze. In all diesen Konzepten ist - auf je verschiedene Weise -, das Kulturelle (d.h. sprachliche wie auch nichtsprachliche Bedeutungssysteme) für das Soziale konstitutiv.

SoSe 2020 Beichelt, Timm; Schindel, Estela: Kulturwissenschaftliches Europa-Kolloquium
Kulturwissenschaftliches Europa-Kolloquium
3 ECTS
Kolloquium: MASS: Forschungsmodul
Di, 14-täglich, 16 - 18 Uhr, Veranstaltungsbeginn: 14.04.2020
Das kulturwissenschaftlichen Europa-Kolloquium wird dieses Semester online stattfinden. Interessierte melden sich bitte per Mail an ifes@europa-uni.de.
Es werden Publikationen vorgestellt und Texte diskutiert, die sich interdisziplinär und kritisch mit Europa beschäftigen. Im Fokus stehen historische und gegenwärtige Prozesse der Europäisierung sowie gesellschaftliche, politische und kulturelle Figurationen auf dem europäischen Kontinent inklusive seiner globalen Verflechtungen.
Leistungsnachweise: Fragen für den Erwerb von ECTS bitte an: ifes@europa-uni.de
Termine: Di 14.04.20 16 - 16:45 Uhr | Di 28.04.20 16 - 18 Uhr | Di 12.05.20 16 - 18 Uhr | Di 26.05.20 16 - 18 Uhr | Di 23.06.20 16 -18 Uhr | Di 07.07.20 16 - 18 Uhr |
Sprache: Deutsch
- Teacher: Schindel Estela

Forschungskolloquium: Diaspora, Exil, Migration. Methodische und theoretische Neuansätze - SoSe 2020
Achtung:
Da aufgrund der Vorsorgemaßnahmen wegen des COVID 19 der genaue Semesterablauf (bis einschl. Juli 2020) momentan nicht eindeutig geklärt ist, finden im Kolloquium vorzugsweise im Juni und Juli wöchentlich (!) 4stündige Veranstaltungen statt. Das vorrangige Ziel des Forschungskolloquiums besteht in diesem Semester dabei in einem von Prof. Schoor (in Form von Einzelkonsultationen per Zoom) angeleiteten Studium, bzw. im Abfassen eines Forschungsberichtes, von BA- und MA-Arbeiten bzw. im Fortschreiben der Dissertationen. Der folgende Plan versteht sich in diesem Sinne als vorläufig und wird den jeweils aktuellen Möglichkeiten von Präsenzveranstaltungen, wie Sie im Kursprogramm noch ausgewiesen sind, im oben beschriebenen Sinne angepasst. Für die Arbeit im Kolloquium wurde ein Moodle-Kurs eingerichtet. Dass Passwort erfragen Sie bitte mit Ihrer Anmeldung bei Frau Lange. Über die Mailingliste wird dann jeweils über den aktuellen Ablauf des Kolloquiums wie mögliche online-Zugänge auch für digitale Seminartreffen informiert.
Die digitale Anmeldung zum Kolloquium über Frau Lange (elange@europa-uni.de) sollte bis zum 14.4.2020 erfolgen! Ohne diese Anmeldung und eine Anmeldung in Moodle ist eine Teilnahme am Kolloquium nicht möglich.
- Teacher: Schoor Kerstin

SoSe 2020 Jollet, Etienne: Les arts visuels et le pouvoir : de la Renaissance à nos jours
Les arts visuels et le pouvoir : de la Renaissance à nos jours
3/6/9 ECTS
Seminar: Zentralbereich Kultur / WPM 5: Kultur, Geschichte & Gesellschaft in Europa
Di, 14 - 15:30 Uhr Ort: GD 203, Veranstaltungsbeginn: 14.04.2020
Les arts visuels ont été très tôt utilisés par le pouvoir politique à des fins de diffusion de leur image, notamment à partir de la Renaissance et l’intégration dans la culture des élites de ce type de production culturelle. Mais il s’agit aussi de formes possibles de contestation de ce pouvoir, religieux ou profane : c’est que l’image a des pouvoirs qui lui sont reconnus, souvent négativement, par l’iconoclasme par exemple. L’enjeu central est ici la représentation, au double sens de l’imitation vraisemblable et du mandat donné à certains individus pour exercer des prérogatives politiques au nom d’une collectivité : peut-on représenter le pouvoir, surtout quand, comme aujourd’hui, il n’est plus associé à une ou des figures mais plutôt à des réseaux ou à des multinationales ?
Literatur: -Brefe, Ana Cláudia Fonseca, Pouvoirs : représenter le pouvoir en France du Moyen Âge à nos jours., Paris, 2008. -
Kirchner, T., Le Héros épique. Peinture d’histoire et politique artistique dans la France du XVIIe siècle, trad. fr. Paris, 2009. -Veyne,
Paul, Propagande expression roi, image idole oracle : visibilité et lisibilité des images du pouvoir., Paris, 2011.
Teilnahmevoraussetzungen: Französisch-Kenntnisse mindestens Oberstufe für den Besuch des Seminars bzw. Niveau UNIcert®II / B2 GER für die Kombination aus Seminar und Sprachkurs (ggf. Einstufung durch das Lektorat Französisch).
Hinweise zur Veranstaltung/zum Blockseminar: Sprache: Französisch. Das Seminar wird von einem Sprachkurs des Lektorats Französisch (Dr. Andreas Bahr, dienstags 15.45 – 17.15 Uhr, ab 14.04. 2020) begleitet. Die Kombination aus Seminar und Sprachkurs (4 LVS) gilt als ein Modul der Ausbildung in „Wissenschaftskommunikation Französisch“. (Info/Anmeldung im Portal
viaCampus ab 16.03.2020).
Leistungsnachweise: Referat (3 ECTS), Essay (6 ECTS) oder Hausarbeit (9 ECTS)
Sprache: Französisch
- Teacher: Jollet Etienne

Melancholie - SoSe 2020
Das Seminar beschäftigt sich mit der Thematisierung von Melancholie in Medizin, Philosophie, Religion und Literatur von der Antike bis zur Neuzeit, und es fragt nach den Repräsentationen dieses Wissens in der bildenden Kunst. Der Melancholie wurden in verschiedenen historischen und kulturellen Kontexten je unterschiedliche Bedeutungen zugeschrieben. Sie war in der Antike zunächst ein Begriff der Humoralpathologie: ein Temperament im Zeichen des Saturn, bevor sie in Mittelalter und nachreformatorischer Zeit auch spezifisch religiöse Dimensionen erhielt. Die sich anschließende Pathologisierung, Psychologisierung und Moralisierung der Melancholie in der Aufklärung sowie ihre besondere Ästhetisierung in der Literatur der Empfindsamkeit wird uns im Seminar ebenso beschäftigen wie Umformulierungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert: die Assoziation von Melancholie und Zeit unter dem Vorzeichen von Vergeblichkeit, Vergänglichkeit und dem Schrecken der Gleichförmigkeit, die Verzweiflung an der modernen Geschichtsphilosophie sowie die noch heute einflussreiche psychoanalytische Interpretation Sigmund Freuds. Der Kurs verfolgt die Frage, wie Melancholie definiert und erklärt, wozu und in welchen Wissensgebieten sie thematisiert und wie sie in diesen Zusammenhängen jeweils bewertet wurde. Das Spektrum der Bewertungen reicht von der Verdammung der Melancholie als Todsünde bis hin zu ihrem Genuss als "joy of grief" und ihrer Glorifizierung als Signum von Genialität und tiefergehender Erkenntnis des unglücklichen Bewusstseins. Was sagen diese unterschiedlichen Erklärungen und Bewertungen über die Wirklichkeitsvorstellungen und Selbstbilder aus, in denen Personen, Gesellschaften und Kulturen sich konstituieren?
- Teacher: Baehr Andreas